Gemeinsame Presseinformation von Südwestmetall, IG Metall und Bundesagentur für Arbeit
STUTTGART/WAIBLINGEN – Die Arbeitgeber und Gewerkschaft der baden‐württembergischen
Metall‐ und Elektroindustrie haben die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiierte
Fachkräftewoche begrüßt. Angesichts des demografischen Wandels sei die Fachkräftesicherung eine
zentrale Herausforderung, die es gemeinsam zu meistern gelte. „Deshalb setzen wir uns bereits seit
Jahren für die berufliche Weiterbildung ein", sagten Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender von
Südwestmetall, und Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden‐Württemberg am
Donnerstag anlässlich einer Veranstaltung zur Fachkräftewoche bei der Firma STIHL in Waiblingen.
Die Sozialpartner verwiesen auf den bereits seit 2001 bestehenden und in diesem Jahr erweiterten Tarifvertrag zur Qualifizierung (TV Quali). „Schon frühzeitig haben wir Modelle entwickelt, die
lebenslanges Lernen fördern. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für die dauerhafte
Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter und gleichzeitig der Schlüssel, um die Wettbewerbsfähigkeit
der Betriebe zu erhalten" sagte Zitzelsberger. Der Tarifvertrag sieht etwa Ansprüche
beziehungsweise Möglichkeiten auf geförderte oder ungeförderte Teilzeit für persönliche
Weiterbildung vor. Hierbei kann der Beschäftigte wählen, ob er für eine Weiterbildungsmaßnahme
vorübergehend seine Arbeitszeit reduzieren oder sogar voll aussteigen möchte.
Weiter haben die Tarifpartner 2012 einen Tarifvertrag und eine Sozialpartnervereinbarung über ein
betriebliches Förderjahr abgeschlossen. Ziel ist es, bislang nicht ausbildungsreife Schulabgänger an
eine berufliche Ausbildung in der Metall‐ und Elektroindustrie heranzuführen. „Damit geben wir
Jugendlichen eine Chance, die ansonsten für eine Ausbildung in unserer Branche nicht in Betracht
gekommen wären. Diese Maßnahme kommt beiden Seiten zu Gute, den jungen Menschen und
unseren Betrieben", sagte Wolf und ergänzte: „Wir wollen zudem den Tarifvertrag für Flüchtlinge
öffnen und ihnen so einen Einstieg in Beschäftigung ermöglichen".
In der letzten Tarifrunde verständigten sich Südwestmetall und IG Metall zudem darauf, die
Sozialpartnervereinbarung um Qualifizierungsmaßnahmen für An‐ und Ungelernte zu ergänzen.
Derzeit haben rund 170.000 Beschäftigte in der baden‐württembergischen Metall‐ und
Elektroindustrie keinen Berufsabschluss. „Mit unserem Konzept der modularen
abschlussorientierten Berufsqualifizierung bieten wir diesen Beschäftigten eine nachhaltige
Beschäftigungs‐ und Zukunftsperspektive. Mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel müssen
wir alle Potenziale heben", sagten die beiden Spitzenvertreter.
Christian Rauch, BA‐Chef der Regionaldirektion Baden‐Württemberg, begrüßte die Anstrengungen
der Tarifvertragsparteien und verwies auf die zahlreichen Fördermöglichkeiten der Bundesagentur
für Arbeit. Als Beispiel nannte er die finanzielle Unterstützung für die Weiterbildung von An‐ und
Ungelernten über das WeGebAU‐Programm (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter
Älterer in Unternehmen). Rauch: „Seit April dieses Jahres ist es mittels unseres Programms
WeGebAU zusätzlich möglich, abschlussorientierte berufsqualifizierende Teilqualifizierungen zu
fördern. Indem wir uns dafür einsetzen, verstärkt Geringqualifizierte weiterzubilden, haben wir die
Chance, den Anteil qualifizierter Beschäftigter in allen Branchen zu erhöhen. Das wird mittelfristig
der Weg sein, Arbeitslosigkeit zu vermeiden und auch für Flüchtlinge Wege zu eröffnen, den
Helferbereich mittelfristig zu verlassen."
Wie die Fachkräftesicherung in der Metall‐ und Elektroindustrie gelebt wird, zeigte die Firma STIHL
in Waiblingen. „Mit der Ausbildung und Weiterqualifizierung haben wir bei STIHL viel Erfahrung",
erklärte STIHL Personalvorstand und Vorsitzender der Südwestmetall‐Bezirksgruppe Rems‐Murr, Dr.
Michael Prochaska. Den ersten Auszubildenden nahm Firmengründer Andreas Stihl im Jahr 1932
auf. Heute bildet das Waiblinger Familienunternehmen an allen Produktionsstandorten weltweit
nach dem dualen Ausbildungsmodell selbst aus und sichert sich so den Fachkräftebedarf auf hohem
Niveau. Für an‐ und ungelernte Arbeitskräfte gibt es seit 15 Jahren die Möglichkeit, sich
nebenberuflich zum Industriemechaniker nachzuqualifizieren. Dieses Angebot steht auch befristeten
Arbeitskräften offen, selbst wenn die Maßnahme über ihre Befristung hinausgeht.
Info: Die bundesweite Fachkräftewoche wurde von der Partnerschaft für Fachkräfte in Deutschland
unter dem Motto „In Deutschland steckt mehr" organisiert. Vom 26. Oktober bis zum 1. November
2015 geht es auf zahlreichen Veranstaltungen um die Frage, welche Potenziale für die Fachkräftesicherung bestehen und wie diese noch besser genutzt werden können. Mitglieder der
Partnerschaft sind das Arbeits‐, das Wirtschafts‐, das Bildungs‐ und das Familienministerium sowie
die BA, die BDA, der ZDH, der DIHK und von Gewerkschaftsseite DGB, ver.di, IG BCE sowie die IG
Metall. Am 29. Oktober 2015 besuchte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles die Firma STIHL in
Waiblingen und hielt dort einen Impulsvortrag.