Ahmet Günes grätscht nicht mehr. „Zu gefährlich in meinem Alter, ich gehe nicht ins Risiko. Ich will ja morgen wieder arbeiten“, sagt der 52-Jährige. Sein halbes Leben lang schon kickt Günes sonntagmorgens in einem internationalen Team, einige STIHL Kollegen sind auch darunter. Seine Rolle auf dem Feld? „Der Erfahrene. Das spart viele Meter, man weiß einfach, wohin der Ball kommt. Und falls ich eines Tages gar nicht mehr laufen kann, gehe ich halt ins Tor.“
Der Fußball als Metapher fürs Leben – bei Günes funktioniert das: fleißig, teamorientiert, die Partie ordentlich zu Ende spielen. Solche Dinge. Ahmet Günes muss Trikot und Bolzschuhe abstreifen und die Halbrahmenbrille aufsetzen, das schon; ansonsten aber muss er sich nicht groß verwandeln für seinen Job bei der L-EDV GmbH & Co. KG. Die Waiblinger Firma kümmert sich um die Hardware bei STIHL.
Von 7 bis 18 Uhr belegt L-EDV einen Großraum im Werk 1. Support vor Ort. Die Frühschicht nimmt Günes gerne, er ist Frühaufsteher. „Ich habe gerne mit Menschen zu tun. Und in meiner Zeit hier habe ich nicht eine schlechte Erfahrung gemacht.“ Woran das liegt? „Es ist familiär hier, die Leute sind in der Regel gut gelaunt und freuen sich. Ich habe aber auch eine einfache Position, ich bin ja der Problemlöser. Ich will ihnen nichts verkaufen, sondern lasse ihnen eine neue Tastatur oder Maus da.“
Im Alltag sitzt Günes viel am Steuer des Firmenkombi, hinten drin Kabel, Mäuse und Monitore. Fast 1000 Kilometer monatlich macht er zwischen den STIHL Werken in Waiblingen und Ludwigsburg. Er fahre gerne Auto, allerdings versuche er seine Touren schon so zu legen, dass sie nach 8 Uhr beginnen: „Nach Ludwigsburg brauche ich dann 20 Minuten, im Berufsverkehr dauert es doppelt so lange.“ Stop-and-go: eines der wenigen Dinge, die Günes nerven.
Ansonsten trägt er die freundliche Ruhe seines Vaters und die aufgeklärte Weltoffenheit der Mutter in sich, die beiden kamen 1963 nach Deutschland – und die Werte seiner schwäbischen Heimat: „fleißig und verbindlich, doch, das schon. Mit einem Schwaben würde ich immer Geschäfte machen, auch mit Handschlag.“ Geboren in Ludwigsburg, wohnhaft in Schnait, Arbeit in Waiblingen. „Ich habe hier ja alles, was ich brauche. Nach Stuttgart fahre ich vielleicht alle zwei Jahre mal.“
Gelernt hat Günes Einzelhandelskaufmann, doch er beschäftigte sich schon früh mit PCs und landete über einen Grundschulfreund bei L-EDV. Daran, dass ihn, den in Ludwigsburg Geborenen, auch nach 18 Jahren noch manch einer „Achmet“ statt Ahmet nennt, hat er sich gewöhnt und ist zu höflich und freundlich, um das zu korrigieren. Andere nennen ihn „Herr Günes“ statt „Herr Günesch“ – auch egal. In die Heimat seiner Eltern fliegt er zweimal im Jahr und verbindet so Elternbesuch und Sonnenurlaub mit seiner Freundin. Nur, was den Fußball betrifft, ist er eindeutig. Sein Lieblingsclub? VfB? Bayern? „Nein. Besiktas.“ Istanbul also, so viel Wurzeln müssen sein.