Der perfekte Tag?
Die Säge ist scharf. Die Schnitte sind sauber und schön. Die Bäume fallen alle richtig. Und wir schaffen pro Stunde zwei oder drei Bäume inklusive Sägen, Entasten und Vermessen.
Die innere Motivation?
Vor drei Jahren ist hier durch den südlichen Schwarzwald ein Tornado gefahren und hat die Bäume umgelegt. Wir sind dann hoch und haben uns das Sturmfeld angeschaut. Eigentlich wollten wir Käferholz machen, um zu vermeiden, dass sich der Borkenkäfer dort massiv ausbreitet. Aber dann saßen wir erst Mal auf einer Bank und haben die Bäume betrachtet. Wie ein großes Mikado sah das aus. Wunderschön!
Die aktuelle Aufgabe?
Ich will meine Säge schärfen. Ich spanne die Schiene in den Schraubstock, dann nehme ich diese Feile hier und schärfe jeden Zahn der Kette einzeln. So, sehen Sie, in diesem Winkel: eins, zwei, drei, viermal. Danach kürze ich noch den Tiefenbegrenzer. STIHL empfiehlt 0,6 Millimeter Unterschied, bei 0,8 mm rüttelt die Motorsäge schon – die können Sie dann kaum halten. Das Schärfen dauert höchstens zehn Minuten. Und die lohnen sich: Eine stumpfe Kette macht im Wald echt keinen Spaß.
Die Lieblingssäge?
MS362 C. Ist keine Riesenmaschine, aber kräftig. Und sie hat eine Griffheizung. Das ist im Winter wunderbar – und dann brauchen wir sie am meisten.
Der Job?
Ich bin Azubi bei ForstBW, dem Landesbetrieb für den Staatswald in Baden-Württemberg. Wir besitzen nach Bayern von allen Bundesländern den meisten Wald. Die Holzernte ist von Mitte November bis Mitte Februar, aber auch sonst gibt es genug zu tun. Morgen sind wir wieder im Wald.
Ich liebe die Natur und bin wahnsinnig gerne draußen. Deswegen habe ich auch die Idee einer Tischlerlehre verworfen, ich wollte keinen Beruf, bei dem man viel in der Werkstatt ist. Ich habe mal ein Semester Bio in München studiert, das war aber auch nichts für mich. Jetzt möchte ich Revierleiterin werden. Ohne Ahnung über die Arbeit im Wald, die Abläufe, die Maschinen wollte ich aber auch nicht Forstwirtschaft studieren, deswegen habe ich mich für die Ausbildung entschieden.
Im Wald als Frau?
Der Forst ist immer noch eine Männerdomäne. Hier am Forstlichen Hauptstützpunkt Bonndorf bin ich unter neun Azubis die einzige Frau, in meiner Ausbildungsklasse sind wir immerhin zu viert bei 26 Azubis. Ja, sie versuchen bei ForstBW den Frauenanteil anzuheben. Aber noch sind von den Leuten, die wirklich im Wald sind, höchstens zehn Prozent Frauen. Ab und zu höre ich einen Spruch oder merke, wie mir jemand was abnehmen will. Aber bislang geht‘s.
Der Arbeitsplatz?
Ich bin am Forstlichen Hauptstützpunkt in Bonndorf. ForstBW unterhält in fast jedem Landkreis einen Stützpunkt.
Das Arbeitsgerät?
ForstBW hat Leihverträge mit STIHL. Wir haben deshalb hier zu 90 Prozent STIHL. Bei uns macht nur das Profi-Segment Sinn. Wenn du fünf Stunden am Tag sägst, sind das in einem Winter fast 250 Stunden. Das Unternehmen erhält im Gegenzug Daten über Laufstunden und Betriebszeiten der Maschinen, Reparaturen, Fehlstarts und so weiter.
Eines Tages?
Werde ich Revierleiterin sein. Und ich möchte den Yosemite-Nationalpark sehen. Wegen dieser unglaublichen Mammutbäume. Hier, schauen Sie, auf diesem alten Foto: Der Baum ist bestimmt fast hundert Meter hoch. Wie lange die Männer damals allein an der Fällkerbe gearbeitet haben müssen – ohne Motorsäge, nur mit Handsäge und Axt! Und wie viel Holz dabei entstand! So ein Naturdenkmal würde ich aber sowieso nie fällen.