Ich habe gleich nach dem Realschulabschluss meine Lehre bei STIHL gemacht, das war 2010, und ich war die einzige Frau in meinem Ausbildungszweig. Das war am Anfang gar nicht so leicht. Ich musste mich erst mal beweisen, habe aber bald die Erfahrung gemacht: Wenn ich fachlich überzeuge, werde ich hier ernstgenommen. In der Technikschule war ich auch die einzige Frau in der Klasse. Wenn ich auf die Toilette wollte, musste ich jedes Mal in den zweiten Stock – sanitäre Einrichtungen für Frauen waren schlicht nicht vorgesehen. Man merkt eben immer noch, dass Frauen in technischen Berufen nicht der Normalfall sind.
Für Technik habe ich mich schon früh interessiert, aber ich wusste trotzdem nicht genau, was ich nach der Schule machen soll. Mein Vater meinte, dass Industriemechaniker was für mich sein könnte, und dann wurde bei STIHL eine Mädchen-Erkundungswoche angeboten. Wer sich dafür interessierte, wurde von der Schule freigestellt, um eine Woche lang in die Lehrwerkstatt und die Produktion reinzuschnuppern. Mir hat vor allem das Miteinander gut gefallen: Alles war so familiär. Deshalb wollte ich hier meine Lehre machen.
Nach der Ausbildung wollte ich mich unbedingt weiterbilden. Dazu brauchte ich zunächst ein Jahr Berufserfahrung, aber danach wollte ich keine Zeit mehr verlieren. Und da war ich bei STIHL total richtig. Hier freut man sich, wenn junge Leute was tun wollen – ich wurde richtig gut unterstützt. Am meisten hat mir die Bildungsteilzeit geholfen: Ich durfte für die Dauer meiner Weiterbildung meine Stundenzahl reduzieren, so dass ich neben der Schule weiterarbeiten konnte – dank der Gleitzeit war das kein Problem. Ich war also weiterhin fest angestellt, musste keine schlechtbezahlten Jobs machen, um mich über Wasser zu halten – und hatte nach der Weiterbildung Anspruch auf eine Stelle, die meinem alten Job gleichwertig ist. Das ist nicht überall üblich. Andere in meiner Klasse mussten in ihrer Firma kündigen und sich anschließend wieder neu bewerben.
Während meiner Weiterbildung zur Maschinenbautechnikerin habe ich dann gleich auch noch den Ausbilderschein gemacht. Arbeitspädagogik hat mich immer schon interessiert und Jugendliche zu unterrichten war lange mein Wunsch. Und dann hatte ich schlicht Glück: Nach der Weiterbildung wurde intern eine Stelle als Ausbilder/-in ausgeschrieben – und ich habe sie bekommen. Jetzt bin ich die erste Frau in der Funktion im Werk Weinsheim in der Eifel.
STIHL bemüht sich sehr, junge Frauen für technische Berufe zu begeistern, aber viele können sich das offenbar überhaupt nicht vorstellen, die wollen nicht einmal reinschnuppern. Ich habe die Hoffnung, dass ich das als weibliche Ausbilderin ein wenig ändern kann. Mit einer Frau als Ansprechpartnerin trauen sich die Schülerinnen vielleicht eher, unsere Angebote bei der Mädchen-Erkundungswoche und dem GirlsDay wahrzunehmen, oder vielleicht sogar ein Praktikum bei uns zu machen.
Für mich selbst hat das Lernen natürlich nicht aufgehört. Damit ich als Ausbilderin einen guten Job machen kann, besuche ich derzeit viele Seminare. Außerdem wurde mir die Möglichkeit gegeben, mich zur Elektrofachkraft weiterzubilden. Das ist wirklich ideal, denn Elektrik und Elektronik finde ich total spannend. Dass man das hier alles geboten bekommt, ist einfach klasse, oder?“