Das Wort „Transformation“ ist bei STIHL aktuell in aller Munde. Und natürlich hat der Personalbereich – Human Resources (HR) – dabei viel zu tun und die Veränderungen machen auch vor ihm nicht Halt. Dr. Michael Prochaska, Vorstand Personal und Recht, beantwortet im Interview mit, welchen Herausforderungen sich HR weltweit aktuell stellt, wie die Veränderungen angegangen werden und welches Fundament trotz allem unverändert bleibt.
Herr Dr. Prochaska, Sie sind seit 2012 Vorstand Personal und Recht bei STIHL. Wie und was hat sich in Ihrer täglichen Arbeit seither verändert?
DR. MICHAEL PROCHASKA: Zuerst einmal möchte ich festhalten: Wir haben eine großartige Entwicklung hinter uns! Angefangen beim Umsatz und der Zahl der Mitarbeitenden: 2012 war STIHL bei knapp 2,8 Milliarden Euro Umsatz und es gab weltweit etwas mehr als 12.000 Beschäftigte. Heute sind es 5,2 Milliarden Euro und fast 20.000 Mitarbeitende. Das Unternehmen ist in den vergangenen zwölf Jahren sehr stark gewachsen. Das Produktsortiment hat sich quasi verdoppelt, ist noch vielfältiger und auf das wichtige zweite Standbein „Akku“ ausgerichtet geworden. Zudem standen von Beginn meiner Tätigkeit viele Generationswechsel an: die zweite Generation der Familie Stihl übergab Verantwortung an die dritte Generation, meine damaligen Vorstandskollegen sind mittlerweile alle im Ruhe stand, viele erfahrene Führungskräfte auf allen Ebenen im gesamten Unternehmen ebenfalls. Damals war die Personalarbeit bei STIHL eher administrativ ausgerichtet, doch auch das änderte sich. Die tägliche Arbeit ist umfangreicher, globaler und sehr viel digitaler geworden.
Ich erinnere mich mit einem leichten Schmunzeln daran, dass ich 2012 der erste Vorstand mit einem modernen BlackBerry war. Heute gibt es diese nicht mehr, Smartphones und digitale Anwendungen aber sind aus der Arbeitsorganisation der Mitarbeitenden nicht mehr wegzudenken. Was sich seither jedoch nicht geändert hat, ist unsere einmalige Unternehmenskultur mit ihren von der Familie Stihl eingeführten Grundwerten wie finanzielle Unabhängigkeit, Innovationsfreude, Qualitätsbewusstsein und ein gutes, partnerschaftliches Miteinander. Sie sind gerade in einer Zeit großer Veränderungen umso wichtiger, weil sie Orientierung und Halt geben.
Wie hat sich die Personalarbeit in dieser Zeit verändert?
DR. MICHAEL PROCHASKA: Der Kern der Personalarbeit bei STIHL ist gleichgeblieben: Es geht weiterhin darum, weltweit Arbeitsbedingungen und eine Unternehmenskultur zu schaffen, die STIHL nach innen wie außen attraktiv machen.
Was die Mitarbeitenden betrifft, so haben wir heute eine Vielzahl von Generationen an Bord – von Babyboomern, der Generation X über Millennials bis zur Generation Z – alle mit unterschiedlichen Ansprüchen, aber auch mit unterschiedlichen Fähigkeiten, die wir nutzbringend einsetzen können, um gemeinsam die Transformation von STIHL erfolgreich zu gestalten. Es hat immer schon einen Mix von Generationen im Unternehmen gegeben und ich persönlich finde das sehr bereichernd. Ein weiterer großer Wandel ist die Digitalisierung, die durch die Coronavirus-Pandemie deutlich beschleunigt wurde. Heute sind wir in allen Bereichen des Unternehmens, so auch in HR, deutlich digitaler aufgestellt als noch vor Jahren. Zudem agiert STIHL als Unternehmen viel globaler und dieser Wandel spiegelt sich auch im Personalbereich wider: durch neue Strukturen, Prozesse und eine stärkere internationale Vernetzung.
Auf welche Veränderungen/Neuerungen sind Sie besonders stolz?
DR. MICHAEL PROCHASKA: Der Personalbereich hat sich in den vergangenen Jahren stark modernisiert: Wir folgen einer klaren HR Strategie und setzen sie weltweit durch gemeinsame Initiativen konsequent um. Dadurch werden nicht nur alte lokale Muster und Silos aufgebrochen, sondern auch der Austausch und die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen in der gesamten STIHL Gruppe sind viel intensiver geworden. Wir haben gemeinsame Ansprüche und Ziele für die Personalarbeit und klare Vorstellungen davon, wie wir das Unternehmen, Mitarbeitende und Führungskräfte bestmöglich unterstützen können. Wir gehen im Gleichschritt voran.
Deswegen bin ich stolz auf mein Team, das über die Jahre hinweg viele Veränderungen angestoßen und erfolgreich umgesetzt hat, was nicht immer einfach war und ist. Gemeinsam leiten uns dabei fünf Handlungsfelder – Führung, Qualifikation, Digitalisierung, Mitarbeitende und Prozesse. Die setzen wir mit passenden Maßnahmen konsequent um.
Pfunde, mit denen wir lokal als auch global wuchern können, sind unsere starke Arbeitgebermarke, die sehr guten Arbeits-und Vergütungsbedingungen, unsere Sozialleistungen sowie die Aus- und Weiterbildungsprogramme. Was mich besonders freut ist, dass wir mittlerweile jährlich einen digitalen Leadership Summit mit 2.500 Teilnehmenden aus aller Welt und internationale Führungskräfteentwicklungsprogramme veranstalten. Zudem wird in 2025 an allen Standorten erstmals weltweit die Mitarbeitendenbefragung, der „Pulse Check“, durchgeführt. Auch wird bald Success Factors, ein globales Stammdatensystem mit vielen HR Funktionalitäten, umgesetzt sein, All dies ist nur mit einer engen Zusammenarbeit aller HR Kollegen und Kolleginnen in der STIHL Welt möglich.
Stichwort Transformation: STIHL befindet sich aktuell in einer großen Transformation. Was bedeutet das für die Mitarbeitenden und Führungskräfte, Berufsbilder etc.?
DR. MICHAEL PROCHASKA: Als Weltmarktführer im Benzin Segment wandeln wir uns derzeit hin zu einem Unternehmen, das auch bei Akku-Produkten führend sein möchte. Diese Transformation ist alternativlos und sehr herausfordernd, sie betrifft uns alle. Sie fordert von allen Mitarbeitenden Lern- und Veränderungsbereitschaft, Offenheit für Neues, Flexibilität und den Mut, bekanntes Terrain zu verlassen und in neue, unbekannte Gefilde aufzubrechen. Für die Personalarbeit bedeutet das eine enge Begleitung der Transformationsprozesse etwa durch Change Management sowie Trainings- und Qualifizierungsangebote. Neue globale Funktionsverantwortungen verändern Führung und Zusammenarbeit und erfordern neue Führungsansätze. Generell nehmen die STIHL Führungskräfte eine Schlüsselrolle in der Transformation ein: Sie sind Vorbilder und müssen ihren Teams die Angst vor Veränderungen nehmen und ihre positiven Seiten hervorheben. Davon abgesehen sind mit der Transformation neue Berufsbilder und Qualifikationen verbunden, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden. Gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel setzen wir seit vielen Jahrzehnten darauf, dass junge Menschen bei uns neben einer Ausbildung auch Perspektiven für Karriere und Weiterentwicklung aufgezeigt bekommen.
Worauf müssen HR Verantwortliche heute besonders achten? Welche Ansprüche gibt es seitens der bestehenden Belegschaft, seitens Bewerbenden?
DR. MICHAEL PROCHASKA: Wir müssen heute besonders auf ein werteorientiertes Miteinander achten, da dies bei STIHL seit jeher die Basis für ein gutes Betriebsklima, gute Zusammenarbeit und den Unternehmenserfolg bildet. In Zeiten großer Veränderungen und einer vielfältigen Belegschaft ist es entscheidend, offen für unterschiedliche Denkweisen, Ansätze und Arbeitsstile zu sein. Diese Vielfalt an Fähigkeiten und Perspektiven kann ein echter Gewinn für das Unternehmen sein. Gleichzeitig erwarten sowohl Mitarbeitende als auch Bewerbende neben den vielen Benefits, die STIHL bietet, einen fairen Umgang und die Möglichkeit, sich in einem respektvollen und unterstützenden Umfeld weiterzuentwickeln.
Der Titel dieser Ausgabe lautet „Der Mensch im Mittelpunkt“. Was bedeutet das bei beziehungsweise für STIHL?
DR. MICHAEL PROCHASKA: Die Menschen bei STIHL sind seit jeher das Herzstück unseres Erfolgs. Ihr Engagement und der Zusammenhalt, wie etwa bei der Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen in schwierigen Zeiten, prägen unsere Unternehmenskultur. Viele Mitarbeitende sind seit Jahrzehnten, teils über Generationen hinweg, Teil von STIHL – wir sind also in mehrfacher Hinsicht ein echtes Familienunternehmen. Unser Ziel muss es sein, gerade in stürmischen Zeiten diesen Zusammenhalt zu bewahren. Dafür ist es entscheidend, die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden genau zu verstehen. Auch aus diesem Grund führen wir im kommenden Jahr den „Pulse Check“ durch, um wertvolle Einblicke für die Zukunft zu gewinnen. Ich bin schon jetzt sehr gespannt auf die Ergebnisse.
Gibt es etwas, auf das Sie sich besonders freuen?
DR. MICHAEL PROCHASKA: Mit der vom Gesamtvorstand und der Familie Stihl verabschiedeten Unternehmensstrategie „STIHL Trail 2030“ ist unser Zukunftsweg vorgezeichnet. Eine Strategie an sich ist wertlos, sie wird immer an der Umsetzung gemessen. Das gilt für das Unternehmen und natürlich auch für die HR Arbeit. Mit der globalen Ausrichtung des HR Bereichs und seinen Initiativen haben wir erste, wichtige Schritte bereits unternommen, um das Unternehmen bestmöglich in der Transformation zu unterstützen. Wir dürfen jetzt nicht nachlassen, ein langer Weg liegt vor uns. Wenn wir uns auf unsere Stärken und unsere Werte konzentrieren, werden wir die Veränderungen meistern. Davon bin ich fest überzeugt.
Herr Dr. Prochaska, wir danken Ihnen für das Gespräch.